Jan 122017
 

Das Unvorstellbare bleibt unvorstellbar, auch wenn man es verwirklicht. Es wird ja nur real, und Sein, folgen wir Kant, ist keine Inhaltsbestimmung. Der Verschnitt der Linken durch Sarah Wagenknecht zeugt vor allem deswegen so wenig Widerstand, weil Machtlosigkeit für Linke eine offene Wunde ist.

Die Linke hat nie ein begriffliches Verhältnis zur Macht entwickelt, und daher verabscheuen Linke Machtlosigkeit in der Regel ebenso, wie sie die Macht fürchten. Sie reden ununterbrochen davon, dass Macht als solche korrumpiere, und zeigen ebenso ununterbrochen, zu welcher Korruption sie als Machtlose bereit sind. Sie sitzen zwischen Entweder & Oder, und dort ist es bekanntlich sehr eng.

Dass Sahra Wagenknecht ihre ganz persönliche Anpassung, die sie seit bald zweieinhalb Jahrzehnten im steten Wechsel zwischen Einsicht ins vermeintlich Notwendig und sich clever dünkender bloß rhetorischer Modifikation treibt, mit der Stimmung der Menschen im Land begründen kann und dennoch zur Spitzenkandidatin ihrer Partei wird, ist so logisch, weil ihre dynamischen Positionen nicht logisch, sondern bloß folgerichtig sind. Wenn der Linken einige Wähler zur AfD laufen, weil die keine Lust mehr haben, gesellschaftliche Fragen als gesellschaftliche zu stellen, wäre das für einen Linken, dem es wirklich um seine Ziele geht, gerade kein Grund, sich nach diesen Leuten hinzubewegen. Er sollte die eigenen Leute stark machen, statt sie und sich schwach zu machen, um ein paar Gestalten, von denen nicht einmal feststeht, dass sie gerettet werden können, zu retten.

Der Unterschied zwischen Politik und z.B. Sport liegt daran, dass es bei Politik nicht allein auf den Erfolg ankommt. Wichtig wäre zu begreifen, dass ein politischer Erfolg, der mit dem Verlust der eigenen Standpunkte erkauft wurde, nur eine andere Art der Niederlage ist. Wer Forderungen wie »Raus aus dem politischen Exil« bereits für Inhalte hält, der hat schon verloren.

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