Okt 172017
 

An »Designated Survivor« verdrießt, dass die Serie auf einem vermögenden Einfall beruht, aber die Ausführung dieses Einfalls so schwach ist, dass schon nach wenigen Folgen nichts mehr von ihm übrigbleibt. Wie nett von mir, dass ich die erste Staffel dennoch zuende geschaut habe.

Zunächst die Idee. Dem einen Kabinettsmitglied, das während der Rede zur Lage der Nation abgestellt wird, dem im Fall eines Anschlags auf das Capitol die Regierung übernehmen zu können, dem designated survivor, widerfährt genau dieser undenkbare Vorfall. Er ist natürlich der unscheinbare Minister, dem man den Job am wenigsten zutraut und der überdies vom Präsidenten noch am Morgen der Rede entlassen worden ist. Soweit die gute Ausgangslage, einerseits die Entwicklung einer Figur zu erzählen (den Mustern Underdog/Reifeprüfung folgend), zum anderen die Chance, ein Land zu zeigen, das durch ein zweites 9-11 in Chaos und Verunsicherung gestürzt wird.

Die Produktion, leider, trifft eine wichtige Entscheidung nicht: Will sie politisch sein, also sich auf die Regierungsarbeit konzentrieren und so ein Bild des Landes im Zustand der Krise und Konsolidierung vermitteln, was zudem eine spannende Parallele zur persönlichen Entwicklung des Notpräsidenten ermöglichte, oder will sie eine Crime-Story erzählen mit einer weitreichenden Verschwörung und Aufdeckung derselben? Dann müsste sie vorwiegend unterhalb der Regierungsebene spielen, bei den Ermittlern und Agenten, die sich freier bewegen können.

Die Serie versucht beides zu sein, politische wie Kriminalstory, und scheitert folglich doppelt. Hinzu kommt, dass an Personage gespart wurde. 20 Folgen lang bewegen sich im Umfeld des Präsidenten dieselben drei bis vier Personen, was schon bei »House of Cards«, wo wenigstens die Darstellung etwas kunstvoller ist, albern wirkt. Kiefer Sutherlands überschaubare Möglichkeiten des Charakterspiels tun dann auch nichts mehr. Bessere wären ebenfalls gescheitert, da die Produktion von der ganzen Anlage her nicht stimmt. Gewiss bleibt zu bemerken, dass Sutherland, durchaus für hohle Rollen wie Jack Bauer, hier einen Technokraten mit Verstand und Herz spielt und schon als Typ nicht passt.

Auch im investigativen Strang bleibt alles ganz reduziert, indem das FBI aus 1 Direktor, 1 Agentin und 1 Analysten zu bestehen scheint. Der Kampf gegen die Verschwörung zieht sich elendig hin, und immer wieder werden kaum nachvollziehbare Umstände erzeugt, die erklären sollen, warum eine längst identifizierte Gruppe von Personen weiterhin so gegen den Staat agieren kann.

So wird »Designated Survivor« im Fortgang der Folgen »The Following« immer ähnlicher, was gewiss kein Lob ist. Wer kegeln geht, lebt glücklicher.

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