Apr 262018
 

»A Beautiful Day« ist ein echter Film noir und reiner Stil

Das ist einer dieser Filme, von denen man schon vorher genug hat. Dann sieht man hin und kann nicht mehr genug bekommen. Vorurteile sind ja ganz nützliche Filter, manchmal, und hier fällt die Einordnung leicht: Harter Mann, kleines Mädchen – ein Thema, so abgegriffen und ausgepresst, dass allein die Aufzählung der betreffenden Titel die Seite hier füllen könnte. Der an der Wirklichkeit beschmutzte Mann – ein Auftragsmörder, Gangster, Geheimagent – trifft auf die Reinheit des kindlichen Mädchens; Sexualität schwingt mit und soll es auch, aber sie ist verboten. Indem er das Mädchen rettet und sexuell zurückhaltend bleibt, ergreift er die Chance, es spät im Leben noch einmal anders zu machen. Nicht selten opfert er sich am Ende, was in die Logik passt. Regression ist der Kadaver der Utopie, und totgeritten ist das Sujet schon lange. Continue reading »

Apr 192018
 

»Roman J. Israel, Esq.« kann sich nicht entscheiden,

ob er Gerichtsdrama, Charakterstudie oder Thriller sein will

Ein langes Arbeitsleben hat Roman J. Israel als stiller Partner in der Kanzlei seines Freundes William Jackson verbracht. Nach außen trat er nie in Erscheinung. Er, der den Gerichtssaal als »Butchery« bezeichnet, ist der Mann fürs Schriftliche, leistet die substantielle Vorarbeit am Gesetzestext, entwickelt Strategien, verfasst Anträge und Plädoyers. Als sein Partner stirbt, ist er gezwungen, sich eine neue Stelle zu suchen. Er bewirbt sich bei Maya Alston, die eine politische Agentur leitet; erfolglos, denn sein Sozialverhalten kann mit seiner sozialen Haltung nicht schritthalten. Also muss er, der linksliberale Idealist, in der Kanzlei von George Pierce anheuern, einem geschäftstüchtigen Anwalt, der ebenfalls einmal Jacksons Schüler war. Roman mag ihn nicht und fragt, was ihn eigentlich von dem Auto unterscheide, das er fährt. Continue reading »

Apr 052018
 

»Film Stars Donʼt Die in Liverpool«

Gloria Grahame, seit dem Auftritt in Capras Schmonzette »Itʼs a Wonderful Life« (1946) als große Schauspielerin bekannt, kommt im letzten Jahr ihres Lebens (1981) nach Liverpool. Dort wohnt die Familie ihres deutlich jüngeren Geliebten Peter Turner, auf dessen Erinnerungen der Film beruht. Man muss allerdings die frühen Achtziger erinnern, um das Gefälle zu bemessen von Hollywood nach Liverpool, wohin vielleicht mal ein Meistertitel, sonst aber gar nichts kam. Continue reading »