Jul 242009
 

Ich lese an Memoiren oder Biographien eigentlich nur solche, die spannende Persönlichkeiten betreffen. Von Leuten also wie Cäsar, Bismarck oder Ulbricht. Ich käme nicht auf die Idee, die Memoiren von Egon Krenz zu lesen. Auf ihn trifft nun wirklich, was Stefan Heym in einem seiner berüchtigten Amokurteile gleich über die ganze DDR sagte: Er ist eine Fußnote in der Geschichte. Dabei fällt es durchaus schwer zu entscheiden, was hierfür eher den Ausschlag gibt, die historische Situation, in der Krenz nach oben gespült wurde, oder die Person Krenz. Es kann als kaum mehr als Zufall gewesen sein, der mich über eine Passage aus Krenzens jüngst erschienenen Gefängnis-Notizen stolpern machte:

Peter Hacks beschrieb vor einigen Jahren: „Diesem Land ist weggenommen worden ein schlechter Sozialismus und gegeben worden ein schlechter Kapitalis­mus“. Er glaube, dass die Leute lernen, dass der „schlechteste Sozialismus immer noch besser ist als der beste Kapitalismus.“ Hacks vertraut darauf, dass die Men­schen lernfähig sind. Er hat Recht behalten. Überdies haben die Ostdeutschen einen großen Vorteil: Sie haben zwei gesellschaftliche Systeme erlebt. Sie können verglei­chen.

Was für ein Absatz! Die Weltgeschichte applaudiert. Der Applaus ist unbeschreiblich laut und stürmisch. Ich habe also die Höflichkeit, einen weiteren Absatz zu warten, bis der Beifall versiegt. Man kommt bei dem Lärm ohnehin nicht zu Wort.

Nun, ein kurzer Absatz, er war so kurz wie der Beifall, und der war eben so kurz, wie er laut war. Er starb just in dem Moment, als man im Auditorium begann, über den Inhalt des Gesagten nachzudenken. So ist es ja immer: Wir nehmen zunächst die Tendenz einer Aussage wahr und freuen oder ärgern uns; erst in einem zweiten Schritt prüfen wir. Es gibt Weisen, das Richtige zu verteidigen, die eher dem Unrichtigen in die Hände spielen, und Egon Krenz, der sich hier auf eine der schwächeren Bemerkungen von Peter Hacks beruft (die überdies von Lukács geklaut ist), gibt einmal mehr ein Beispiel davon, daß sein ganzes Leben geprägt ist von zwei Konstanten: die Hege bester Absichten und das unbeschreibliche Talent, diese Absichten auf eine derart unfähige Weise zu verfolgen, daß just das Gegenteil dessen, was erreicht sein soll, erreicht wird. – Wenn ich dereinst vor meinen Schöpfer zu treten habe, ich wollte ungern in einer solchen Lage sein; aber schließlich muß jeder selbst wissen, wie er sein Leben gestaltet. So wie wir leben, werden wir gestorben sein.

Offen gesagt: Mir gefällt nicht, wie dieser ehemalige Staatschef sich da äußert, und was mir daran nicht gefällt, will ich in drei Teilen erklären. Der erste Teil handelt vom Persönlichen. Wenn ich den abgehandelt habe, wird auch Krenz keine Rolle mehr spielen. Er ist nur der Anlaß und könnte nie der Grund für Längeres sein. Aber bleiben wir zunächst und für heute bei diesem Anlaß.

I

Ich will doch nicht ungerecht sein. Die Argumentation, auf die Krenz sich beruft, ist nicht durchweg falsch. Ihr wohnt eine gewisse Folgerichtigkeit inne, wofern man bestimmte Prämissen akzeptiert. Wenn man nämlich in den Übeln des Kapitalismus die Hauptübel der Zeit sieht, die es vor allem zu beseitigen gilt, dann stimmt die Argumentation zumindest insoweit, als man bestimmte Grenzfälle ausnimmt. Das sind genauer zwei Prämissen. Die erste besagt, daß es in unserem Zeitalter möglicherweise auch noch andere Übel gibt als nur die, die vom Kapital verursacht werden, und also die Frage besteht, wie man die verschiedenen Übel gewichtet; man fragt sich, meint das z.B., ob man bestimmte Übel in Kauf nimmt, um andere zu beseitigen. Die zweite Prämisse schließt bestimmte geschichtliche Zustände des Sozialismus, besagte Grenzfälle, aus. Es gibt Orte und Zeiten, an denen es kaum gesund war, im Sozialismus zu leben, von denen man auch beim besten Willen also nicht sagen kann, daß sie selbst den besten Zuständen im Kapitalismus vorzuziehen wären. Wenn ich persönlich urteile, halte ich nicht für verfehlt zu sagen, daß ich einem Leben in der UdSSR während der Jeschowschtschina oder einem in Albanien unter Enver Hoxha oder gar einem im China Mao Tse-tungs zwischen 1956 und 1976 das Leben, das ich gegenwärtig führe, vorzöge. Nur Trotzköpfe akzeptieren keine Realität als die allervollkommenste; ich bin, will ich sagen, nicht verrückt genug zu glauben, in der Wirklichkeit ließen sich bestimmte Vorteile erringen, ohne daß diese nicht auch bestimmte Nachteile mit sich brächten. So ist die Welt nicht gemacht. Doch vor die Wahl gestellt, mich als Schullehrer von meinen eigenen Schülern durch das Dorf treiben zu lassen mit einer Papiertüte auf dem Kopf, auf der in Hànzì geschmiert so nette Worte wie Konterrevolutionär oder Schwarzes Schwein zu lesen stehen, oder hier in diesem kleinen Journal zu schreiben, schlage ich das Angebot der Ortsveränderung gern aus, denn das, liebe Freunde, ist keine Frage der richtigen Entscheidung, das ist überhaupt keine Wahl.

Soviel an Zugeständnissen, wobei durchaus klar ist, daß Hacksens Satz, daß selbst der „schlechteste Sozialismus immer noch besser ist als der beste Kapitalismus“, durch den Ausschluß gewisser Grenzfälle schon nicht mehr gültig wäre. Kennt man den Kontext der Äußerung (vgl. Am Ende verstehen sie es, Berlin 2005, S. 31), wird allerdings klar, daß Hacks seine Aussagen auf die DDR bezogen hat, in der es – sehr zum Leidwesen ideologischer Akrobaten wie Hubertus Knabe und Marianne Birthler – Exzesse, vergleichbar der Kulturrevolution oder der Jeschowschtschina oder denen in Hoxhas Albanien, nicht einmal im Ansatz gegeben hat.

Trotzdem bleibt das Argument schlecht; es legt sich mit der Evidenz der Erscheinungen an, und das ist ein Kampf, den anzunehmen ich keiner Theorie raten würde. Bevor ich aber zum Argument selbst komme, will ich darauf hinweisen, daß das Argument, auch wenn das merkwürdig klingt, noch schlechter wird dadurch, daß Egon Krenz sich darauf beruft. Wenn Peter Hacks nämlich eine solche Äußerung in die Welt setzt, dann tut er es als einer, der lange Zeit vieles in der DDR abscheulich fand (ohne von ihr selbst, versteht sich, abzurücken). Wenn Egon Krenz Hacksens Satz ins Spiel bringt, dann hat das den faden Beigeschmack selbstbesorgter Vergebung.

Egon Krenz war über Jahrzehnte Teil der Honecker-Administration und, wie man weiß, einer der intensivsten Fürsprecher der politischen Linie Honeckers. Dieser benötigte neunzehn Jahre, um ein Land in Grund und Boden zu wirtschaften, das er in einem wirtschaftlichen und politischen Zustand von seinem Vorgänger übernommen hatte, den man kaum als schlecht bezeichnen kann. Unter Mißachtung der richtigen Proportion von Akkumulation und Konsumtion, bei gleichzeitiger Anhäufung von Staatsschulden und der Vernachlässigung der wissenschaftlich-technischen Entwicklung der Produktivkräfte mußte geschehen, was letztlich geschehen ist. Alles weitere – der größerwerdende Riß zwischen Ideologie und Wirklichkeit, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung, das Aufblähen der Organe innerer Sicherheit, der politische Zickzack-Kurs – sind letztlich nur Folgen der Nichtbewältigung des wirtschaftlichen Fortschritts. Und für diesen – absehbaren – Niedergang zeichnet neben Leuten wie Erich Honecker und Günter Mittag auch ein Egon Krenz verantwortlich.

Dieser selbe Egon Krenz aber, der den Nieder- und Untergang der DDR persönlich zu verantworten hat, der mitverantwortlich ist für den internationalen Eindruck, daß die Organisationsform der geplanten Wirtschaft den Anforderungen industrieller Hochleistung nicht genügen kann, der also mitverantwortlich dafür ist, daß dem Sozialismus nunmehr der Ruf der Mittelmäßigkeit und sozusagen ein Loserimage anhängt, stellt sich jetzt hinter den Gedanken, daß selbst der schlechteste Sozialismus noch besser sei als der beste Kapitalismus.

Das ist, was es ist: ein plumper Versuch, den Leuten eine schlechte Mahlzeit als exquisite zu verkaufen, ein Versuch, sich im Angesicht eigenen Versagens selbst ein wenig Vergebung zu verschaffen. Und die Botschaft ist fatal, denn sie lautet: Seid zufrieden mit dem Mist, den wir euch geboten haben, denn es gibt noch Schlimmeres auf der Welt.

Wo alle Ausprägungen des Sozialismus gleichgemacht werden und die sozialistische Gesellschaft als solche, naturgemäß und ohne weiteres Zutun der politischen Kräfte, als überlegen und besser definiert wird, entledigen sich die an ihm beteiligten Subjekte der Verantwortung, den Sozialismus wirklich besser zu gestalten. Und genau dort, wo, wie bei Egon Krenz, die persönliche Leistung gefehlt hat, ist natürlich jede Erinnerung an die Leistungen vor und neben ihm höchst unwillkommen.

II

Peter Hacks besaß eine erstaunliche Fähigkeit. Er konnte komplizierte Sachverhalte in Formeln auf den Punkt bringen. Diese Gabe verlor sich auch dann nicht, wenn die Formeln falsch waren. Ich bitte, richtig verstanden zu werden: In gewissem Sinn sind Formeln immer falsch, weil sie nicht genug Raum bieten, einen wirklichen Widerspruch und also einen wirklichen Zusammenhang auszudrücken. Selbst von den guten und treffenden Formeln gilt, daß sie immer eine andere Seite haben, der auch ein wenig Wahrheit anhaftet. Aber die Formel, von der wir hier reden, ist nicht nur insofern falsch, als sie einseitig ist; sie ist falsch, weil sie falsch ist. Es gibt hierfür zwei Gründe.  Den zweiten gibt es unter (III), den ersten jetzt.

Arbeiten wir ruhig mit Hacks gegen Hacks. Es war ja nicht alles schlecht … Er hat den Grund schon einmal, und auch wieder hübsch formelhaft, benannt:

DDR konkret

Dies war dir lästig, jenes angenehm?
Bedenke, Tropf: ein Staat ist ein System.

Hacks konnte klüger sein als Hacks. Kann Krenz auch klüger sein als Krenz? Wir bleiben am Apparat.

Was in dem Gedanken vom System steckt, ist klar. System (abgeleitet vom griechischen synhistamai) bedeutet so viele wie Zusammengestelltes; die Einheit eines Systems liegt also in keinem seiner Bestandteile, und nur als Ganzes ist es, was es ist. In der Wirklichkeit kann ein lebendiges Staatsgebilde viele Elemente zu sich nehmen, die ihm dann nur akzidentiell angehören, also austauschbar sind. Diese Elemente sind, was immer sie sind, nicht Teil des Systems. Das System ist das Resultat einer Rechnung: das konkrete Gebilde abzüglich aller Elemente, die nicht notwendig an ihm sein müssen.

Was aus dem Gedanken des Systems folgt, ist ebenfalls klar. Da man ein Staatsgebilde nicht beliebig mit Elementen anreichern kann, weil bestimmte Elemente anderen Elementen widersprechen und also nur solche Elemente dem Staatsgebilde hinzugefügt werden können, die keinem der systemimmanenten Elemente widersprechen, ist es ganz folgerichtig, daß es ein absolutes Besser oder Schlechter bei Systemen geben kann. Man kann an einem System nicht beliebig viel Einzelnes verändern, ohne daß das reale Gebilde seinen wesentlichen, d.h. seinen System-Charakter verliert oder lebensunfähig wird. Manche Vorzüge lassen sich mit anderen Vorzügen nicht in dasselbe System bringen; bestimmte Vorzüge bedingen bestimmte Nachteile. So ist es z.B. nicht möglich, das demokratische Prinzip durchzusetzen, ohne die Freiheit beschränken, und umgekehrt, bedeutet die Durchsetzung der Freiheit immer den Verlustes der Demokratie. Wo Licht ist, ist eben immer auch Schatten.

Was sich jedoch bei der Frage nach der Bewertung von gesellschaftlichen Formationen grundlegend festellen läßt, ist weder ein absolutes Besser oder Schlechter noch die so dürftige wie folgenlose Erkenntnis, daß  gesellschaftliche Formationen schlechthin inkommensurabel sind, sondern eben die Antwort auf die Frage, in Bezug auf welche Bedürfnisse die verschiedenen Systeme besser oder schlechter sind. Man muß schauen, welche Vorzüge die verschiedenen System hervorbringen und welche nicht, und Bewertung der Systeme hängt alsdann von der Bewertung der Vorzüge ab, die sie einander voraus oder nicht voraus haben.

Es gibt, konkret gesagt, Leute, denen die Abschaffung von Ausbeutung und sozialer Ungleichheit wichtiger ist als z.B. Pressefreiheit und parlamentarischer Wahlzirkus. Letztlich sind das Geschmacksfragen. Es muß jeder selbst wissen, in welcher Welt er leben will: in einer mit Armut und BILD-Zeitung oder in einer ohne das eine und das andere. Was aber jedenfalls aus dem Systemgedanken folgt, ist der Gedanke der Subjektivität, die alles bedingt, was mit der Bewertung von Politik und Gesellschaft zu tun, und genau davon handelt mein letzter Teil.

III

Es gibt also kein absolutes Besser oder Schlechter, Systeme sind immer nur im Licht bestimmter Ziele besser oder schlechter. Was an einem System als besser oder schlechter angesehen werden muß, liegt in den Interessen und Bedürfnissen des jeweiligen Menschen, der es bewertet. Er entscheidet, welchen Zielen er den Vorrang gibt, welche ihm zweitrangig und welche ihm überhaupt nicht erstrebenswert scheinen. Die Politik, will ich damit sagen, steht von Anfang bis Ende unter dem Vorzeichen der Subjektivität, denn in ihr verfolgen Menschen ihre Interessen, und Interessen sind subjektiv.

Der Marxismus nimmt gern für sich in Anspruch, den Sozialismus von einer Utopie zur Wissenschaft entwickelt zu haben. Sofern sich dieser Gedanke auf die Methode bezieht, ruht in ihm eine gewisse Wahrheit, und ich sage das eingedenk der Tatsache, daß weißgott nicht alles, was marxistisch daherkommt oder auch marxistisch ist, gleich wissenschaftlich genannt werden kann (es ist eine Eigenheit der marxistischen Tradition, gern „wissenschaftlich“ anstelle von „politisch“ zu sagen; das Theorem der Einheit von Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit ist an Dummheit wohl kaum zu überbieten; vielleicht ist es deswegen so irrsinnig beliebt bei denen, die von Wissenschaft keinen Schimmer haben). Was indes vom Übergang der Utopie zur Wissenschaft unbetroffen bleibt, ist das Ziel des Handelns, der eigentliche Grund der politischen Bewegung. An dem hat sich von Saint-Simon zu Marx nichts geändert. Denn auch die politischen Ziele Marxens, die er allzu gern als Resultate wissenschaftlicher Schlußfolgerungen ausgab, sind bei Lichte besehen nie etwas anderes gewesen als die systematisierten und zusammengefaßten Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Sicherlich ist es Marx z.B. gelungen nachzuweisen, daß durch den tendentiellen Fall der Profitrate die Intensitität der Ausbeutung auch tendentiell steigen muß, wodurch der ohnehin schon bestehende Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital verschärft wird, aber in dieser Erkenntnis steckt noch lange nicht die Schlußfolgerung, daß dieser Zustand grundsätzlich gelöst werden muß. Die Entscheidung, eine alternative Gesellschaftsform anzustreben, kommt ganz aus der Subjektivität der in der Gesellschaft lebenden Menschen. Menschen kommen erst auf den Gedanken, nicht mehr in einem System leben zu wollen, wenn sich wirklich nicht mehr in dem System leben läßt. Niemand macht sich die Mühe, eine Revolution zu veranstalten, bloß weil ihm langweilig ist.  Alles andere ist revolutionäre Gymnastik, die mit Revolution so viel zu tun hat wie Rudi Dutschke mit Lenin.

Wenn man sich bei vollem Bewußtsein auf eine politische Unternehmung einläßt, ist es nicht möglich, von ihr enttäuscht zu werden. Die Möglichkeiten der Menschen (das meint: was diese leisten können und was man ihnen zumuten kann) zu überschätzen ist ein sicheres Merkmal unerfahrener, also meist junger Menschen. Es gibt freilich auch eine Sorte, die überhaupt resistent ist gegen Erfahrungen und entsprechendes Daraus-Lernen, die also bis ins hohe Alter zur Welt einen rein subjektiven Zugang behält. Umgekehrt ist es gut möglich, dem Kapitalismus in seiner systematischen Eigenschaft zu akzeptieren, wenn man sich einmal entschlossen hat, seine Vorzüge für wichtiger zu halten als seine Nachteile. Ich sage nicht, daß eine solche Entscheidung sympathisch ist, aber sie ist möglich, d.h. gegen sie spricht wirklich nichts anderes als der Gedanke der Humanität und also wiederum etwas, das ganz dem Subjektiven angehört.

Aus dem nämlichen Grund aber ist es vollends verfehlt, den Hinweis auf die Fehler des Sozialismus mit dem Hinweis auf die Fehler das Kapitalismus zu kontern. Das ist ein schwaches Verfahren. Und es ist zu defensiv.

Der Sozialismus hat sich nicht am Kapitalismus zu messen, sondern an seinen eigenen Ansprüchen, die in Punkten, die seine Vorzüge ausmachen, ohnehin höher sein sollten als die des Kapitalismus. Die Prämisse, selbst der schlechteste Sozialismus sei immer noch besser als der beste Kapitalismus ist nicht gerade eine, die einer aus dem Hut zaubert, der von der Stärke des Sozialismus überzeugt ist. Sie klingt eher wie eine änglstliche Vorsorge, in der Definition zu lösen, was in der Wirklichkeit schwerer zu lösen ist. Deutlicher gesagt: Aus Angst, er könne sich als weniger vorteilhaft erweisen, wird dem Sozialismus a priori ein Gutschein ausgestellt, der ihn jeglicher Infragestellung enthebt. Ein solches Verfahren, bestenfalls geeignet, Holzköpfe bei Laune zu halten, ist verheerend, weil es im Grunde besagt, daß es gleich ist, wie gut der Sozialismus als reale Erscheinung dann schließlich gemacht ist. Es übersieht, wozu der ganze Zirkus veranstaltet wurde. Nicht sie sozialistischer zu machen, wurde der Sozialismus in die Welt gesetzt, sondern sie besser zu machen. Das war der Anspruch, und wer diesen Anspruch aus der Gleichung streicht, gerät leicht auf Abwege. Die Grundbedingungen dieser Gesellschaft zu schaffen, ist das eine. Aber wirksam werden auch die nur, wenn die Politik die richtige ist. Da trennt sich die Spreu vom Weizen, aber genau auf diese Differenz kommt es an.

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