Jul 112013
 

»Der Stern ging vor einiger Zeit der Frage nach, wie viel Schriftsteller denn nun verdienen. Das Ergebnis war niederschmetternd: Durchschnittlich waren es 955 Euro brutto monatlich. Das Einkommen eines Buchhändlers wurde dagegen mit immerhin 1700 Euro brutto angegeben.« (Tanja Dückers: Autoren am Rande des Existenzminimums)

Nun, es gibt ja auch nicht annähernd so viele Buchhändler wie Schriftsteller. Und vor allem nicht so viele schlechte. Natürlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem niedrigen Durchschnittsverdienst der Autoren und dem Umstand, daß es heute so viele Autoren gibt.

Aber was wäre denn die Alternative? Den Zugang zum Markt einschränken könnte allein eine Behörde, und Behörden sind kaum weniger dumm als der Zufall oder der blind wirkende Medienbetrieb. Es würde zwar eine große Menge unerträglich schlechter Literatur eliminiert, aber – da adminstrative Funktionen nicht von Befugten ausgeübt werden können – zugleich ein Leitgeschmack etabliert, der die nicht ganz etablierten und nicht ganz souveränen Autoren bedroht und zu Schreibarten zwingt, die sie nicht können und die bloß dem Zeitgeschmack entsprechen.

Die Situation ist paradox, aber nicht mehr, als die Wirklichkeit immer ist. Wer die Freiheit will, wird den Schund bekommen. Und wer den Schund eindämmen will, der schafft sich Weisungsempfänger anstelle autonomer Künstler. Absurd ist das nicht. Absurd ist allenfalls einer, der glaubt, die Vorzüge dieser beiden Zustände in einem vereinen zu können.

Unbetroffen davon sind übrigens erstklassige Autoren. Die schreiben immer gut. Zu allen Zeiten und – denn Güte und Erfolg fällt nicht ohne weiteres in eins – in allen Einkommensklassen.

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