Juli 022020
 

Kim Young-Ha: »Aufzeichnungen eines Serienmörders«

Wenn Literatur mit Erwartungen spielen, sie provozieren, teils auch enttäuschen soll, haben die »Aufzeichnungen eines Serienmörders« diese Erwartung erfüllt. Aufs Ganze gerechnet liegt hier ein als Thriller getarnter Krimi vor, der sich wiederum als Thriller entpuppt. Gleich zu Beginn wird ein Täter präsentiert, alles weist in Richtung Suspense-Dramaturgie, dann aber geht es um Rekonstruktion des Geschehens, die Täterfigur ist zugleich Ermittler. Wie im »Oidipus Tyrannos«, mit dem Unterschied, dass hier zum Teil sogar rekonstruiert wird, was erst noch geschehen muss. Und all das nun gerät zur Gelegenheit, sich auf ein tieferes Thema einzulassen. Die »Aufzeichnungen« nämlich benennen (so abgegriffen der Titel sich anfühlt) nicht bloß die spezifische Form dieses Romans, eines Tagebuchs nämlich, sie werden selbst zum Thema der Erzählung.

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