Jeder hat peinliche Verwandte. Wer nach Herakles ruft, könnte Iphikles bekommen. Es lässt sich nicht leugnen, dass es eine affektive Spielart der etatistischen Haltung gibt, die den Begriff unterläuft und die gedankliche wie politische Anstrengung meidet. In dieser Spielart gehen weder die Sache noch ihr Begriff, weder der Staat noch der Etatismus, ganz auf. Folgerichtig daher, dass die romantische Rezeption, da sie den Etatismus in seiner begründeten Form nicht zu fassen bekommt, jedwede positive Haltung zum Staat, der sie irgend begegnet, auf diese bloß affektive Ebene herunterstutzt. Wer nach dem Staat rufe, tue das nur, weil er sich im Grunde vor der Freiheit fürchtet, sich nach Behütung sehnt, Angst hat, eigene Entscheidungen zu treffen. – Ihnen fällt buchstäblich nichts ein als immer bloß das.
Dieser Klassiker der romantischen Kritik blendet mehr routiniert als gekonnt aus, dass es eine Entscheidung für den Etatismus geben kann. Von Leuten zum Beispiel, die persönlich gar nichts zu fürchten hätten vor unbegrenzter Freiheit. Die souverän agieren, die stark sind oder gedanklich beholfen. Die sich für den Staat aufgrund von Empathie oder Moral entscheiden. Weil sie verstanden haben, dass ihre eigene Stärke, Beholfenheit usw. nicht verallgemeinerbar ist. Weil es ihnen nicht bloß um das eigene Fortkommen geht, sondern in der Tat um alle Menschen, um ein Gesamtverhältnis, mit dem schließlich ein jeder irgendwie leben kann, weil er sich darin ein wenig zurücknehmen muss und sein eigenes Interesse nicht absolut setzen darf. Der Liberalismus, wenn er jede Abweichung von sich als Schwäche, Angst oder Faulheit deutet, verdeckt damit, dass dahinter noch, und also kategorischer, der Widerspruch zwischen Menschen liegt, die sich anderen gegenüber wie Arschlöscher aufführen wollen, und solchen, die vorziehen, das nicht zu tun.
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