Die Wut des Spaßvogels. »Birdman«

»Birdman« ist ein träger, unendlich zäher Film. Doch er wird einweilen wohl der beste Versuch bleiben, das Leben des Dieter Hallervorden in die Parabel zu bringen. Dass, gottlob, keiner der Produzenten den Hallervorden kennt, tut der Sache keinen Abbruch. Kunst gilt. Ob es ihrem Urheber nun passt oder nicht.

»Birdman« folgt einer blanken Figurendramaturgie; Tiefe ist alles, Handlung nichts. Und diese Momente, in denen der Charakter gefasst wird, sind eingestanden schön. Der Komplex des Klamaukproduzenten, der am Ende seiner Laufbahn doch noch große Kunst machen und endlich anerkannt sein will, besitzt einen gewissen Charme. Die tiefe Traurigkeit des Schauspielers Riggan Thomson, der sie aber nicht zulassen kann, sie, die ihm zu jeder Minute ins Gesicht geschrieben steht, der sie durch den klassisch amerikanischen Aktionismus, worein Reflexion und Resignation verboten sind und nur die Maßnahme zählt, zu verleugnen sucht. Um Dieter Hallervorden ganz zu fassen, fehlte hier tatsächlich nur noch die politische Betätigung als Strategie der Profilbildung. Das gehörte sich nicht am Broadway, wo es nur um Kunst geht (»nur« ist gut) und nicht darum, sich am Staat der Juden abzuarbeiten, damit die Welt endlich begreife, dass man noch mehr kann und ist als jenes durchgeknallte »Palimpalim«.

In »Birdman« tritt an die Stelle dieses Gefühls von Minderwertigkeit das Phantasma, Superkräfte zu haben. Diese besondere Fähigkeit liegt aber gerade im früheren alten Handwerk des Schauspielers Thomson, in der bloßen U-Kunst. Das taugt durchaus als Metapher. Nämlich: Dieser Held kann groß sein, aber nicht in der großen Kunst. Seine Chance bestünde darin, in seinem Element zur Größe zu kommen, statt zwingend ein anderes zu suchen.

Doch diese Tendenz wird durch den Schluss des Films zerstört, in dem sich andeutet, dass das Phantasma gar keines ist. Solche Inkonsequenz liegt, will mir scheinen, in den Zwängen von Hollywood begründet. Am Ende muss eben immer noch ein Twist her, der den Zuschauer aufmerken lässt, und wenn es das ganze Konzept zu Fall bringt und zeigt, dass die Produzenten ihr eigenes Thema nicht verstanden haben.