Apr 272017
 

Sigmar Gabriel, der in Israel auf genau die Weise gedemütigt worden ist, die er verdient und nebenbei gesagt auch provoziert hat, dieser Gabriel hat jetzt nachgelegt: »Sozialdemokraten waren wie Juden die ersten Opfer des Holocaustes«, lässt er sich in der Frankfurter Rundschau vernehmen. Es gibt Dinge, die bringt nur er fertig. Sich auf Reise in Israel mal eben als Mit-Opfer des Holocausts ins Gespräch bringen zum Beispiel, und mit Rücksicht auf die ihm (nicht nur in diesem Zusammenhang) eigene Chuzpe muss man fast dankbar sein, dass er nicht noch »wie übrigens auch die« geschrieben hat. Continue reading »

Apr 102017
 

Vor fünf Jahren erschien das Gedicht »Was gesagt werden muss«

Wer es vergessen will, sollte sich erinnern

Im Sommer 1995 wurde Günter Grass eines elend langen Verrisses teilhaftig. Tatort war Der Spiegel, Ziel der Roman »Ein weites Feld«. Neben Fragen literarischer Qualität und der Vermutung, dass amateurpolitische Ambitionen dem Dichten eher hinderlich seien, ging es auch um die Situation der Juden vor und nach der neudeutschen Reichseinheit. Die Polemik könnte als Zeugnis des üblichen Kampfes zwischen verschiedenen Formen des platten Unfugs ignoriert werden, hieße ihr Autor nicht Marcel Reich-Ranicki und wäre sie nicht das impulsivste Ereignis in der berühmten Streitgeschichte zwischen dem jüdischen Kritiker und dem deutschen Autor. Reich-Ranicki zeigt sich nicht zimperlich, und zwischen all seinen Fehlleistungen dort trifft das meiste, was er über Grass schreibt, empfindlich ins Zentrum dieses sensiblen Autors. Einen Titel hatte die Rezension übrigens auch: »… und es muß gesagt werden«.[1] Continue reading »

Apr 082017
 

Friedensbewegung & Bellizismus

 

Manche Witze klingen wie Witze, sind aber gar keine. Die Deutschen, schrieb ich letzten Sommer, sind ein Volk von 80 Millionen Bundestrainern, und die Antideutschen eines von 10.000 Geostrategen. Das größte Elend ist die Bescheidwisserei. Die ist keine exklusive Eigenschaft dieses Milieus, aber gerade diese Beziehung ist, wie ich meine, sehr erhellend. Continue reading »